Im "Schwarzen Stier" gefundene Briefe

Im Winter 1017 wurden in Marktfelden, Falkenhain, eine Ansammlung seltsamer Briefe gefunden.

Mysteriöser Brief  1

Mein Name ist Egon Rotschopf, geboren in Marktfelden und Alchemiebedarf-Händler in Falconidae. Ich schreibe diese Zeilen in der Befürchtung, nicht mehr lange genug am Leben zu sein, um meine Geschichte selbst zu erzählen. Seit einigen Tagen folgt mir ein Schatten. Es ist meine Hoffnung, dass ein gebildeter Geist stark genug ist, um nicht der Dunkelheit anheimzufallen. Solltest du dich stark genug fühlen, so folge den Hinweisen. Dann kann ich dir mehr über die vergangenen Ereignisse erzählen.

Mysteriöser Brief  2 

In tiefer Liebe zu meinem Heimatort Marktfelden suchte ich nach einem legendären Artefakt, welches einem Ort den Segen der vier Elemente zusichern sollte. In den Büchern des Barons Navarre war die Rede von reichen Ernten und Heilung von Krankheiten. Allerdings nahm ich diese Legende erst für bare Münze, als mir der Alchemist Sulfur Pyrofax-Sohn bei ein paar Becher Bier eine ähnliche Geschichte erzählte. In seiner Balingtoner Alchemisten Gilde wurde schon lange nach dem Artefakt Ausschau gehalten. Nach seinem Wissen wurde es vor vielen Menschenleben von Zwergen erschaffen.

Mysteriöser Brief  3 

Ich durchkämmte die Berge Dracconias auf der Suche nach altwissenden Zwergen und befragte sie nach Legenden über dieses Artefakt. Ihre verstockte Zunge lockerte ich mit gutem Marktfeldener Obstbrand. So hörte ich Geschichten über eine alte Zwergen-Mine Gorosch-Tan, in denen der Zwerg Glam Hartfels einst eine besonders schöne Gemme in den Tiefen der Erde fand. Bei solch einer klaren Schönheit konnte es nur eine Träne der Erdgöttin sein. Glam Hartfels schliff und polierte Tag und Nacht seinen Fund und es erfüllte sein Herz mit Freude. Doch wo Anmut weilt, ist der Neid nicht weit. Um dem Zwist in der Binge ein Ende zu bereiten, schenkte der weise Zwergen-König Finn Schnellmetall die Gemme bäumestreichelnden Menschen in knöchellangen Roben.  

Mysteriöser Brief  4 

Zurück in Falconidae erfreute der Anblick der blauweißen Barons-Fahne mein Herz. Majestätisch glitt der rote Falke auf dem Banner im Wind und gab mir ein Gefühl von Geborgenheit und Schutz.
Als ich Falconidae verließ, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl beobachtet zu werden. Ich konnte zu dem Zeitpunkt noch nicht ausmachen, woher dies rührte und fragte mich, ob ich schon unter Verfolgungswahn litt.

Mysteriöser Brief  5  

Es gelang mir eines der verbannten Bücher von einem Wolfsmarker Händler für einen horrenden Preis zu erwerben. Im ersten Kapitel wurde die Flora, im zweiten die Fauna beschrieben; im dritten ging es um abenteuerliche druidische Koitus-Rituale, die in jeglichem pikantem Detail ausführlich beschrieben waren. Mir war vorher nicht bekannt, dass man auch so ein Gruppenritual wirken kann. Nun, vielleicht wurde das Buch auf Grund seiner Freizügigkeit verboten. Im letzten Kapitel stieß ich auf eine vielversprechende Spur. Die Druiden gerieten in einen Streit über die richtige Anbetung der Erde. Während ein Teil die Pflanzen und Tiere als Verkörperung ansahen, pochte ein orthodoxer Teil auf die reine Form von Fels und Gestein. Ein Bruch war unausweichlich und führte die letztere Anhängerschaft unter die Erde, wo sie ihre neuen Tempel in alten Stollen errichteten. Auch war die Rede von einem Kleinod, welches sie mitnahmen.

Mysteriöser Brief  6

Obwohl ich von meiner Suche schon ermattet war folgte ich der Spur in die südlichen Berge. Erfahrene Mineure unterstützen mich in den kommenden Wochen bei der kräftezehrenden Suche. Ich wollte schon aufgeben, als wir auf einen verschütteten Stollen stießen. Meine Helfer versicherten mir, dass der Stollen nicht willkürlich eingestürzt war, sondern hier absichtlich Hand angelegt wurde. Meine Aufregung stieg ins unermessliche. Eifrig legten wir den Zugang wieder frei. Da sahen wir es. Im Schein unserer Fackeln funkelte auf einem monolithischen Schrein eine Gemme auf. Das gebrochene Licht tauchte die feuchten Felswände in bizarr tanzendes Licht. Wir konnten uns ob solch unerwarteter Schönheit minutenlang nicht regen. Als ich wieder bei mir selbst war, ergriff ich das Kleinod und rannte so schnell ich konnte aus der Höhle. Hinter mir hörte ich noch Stimmen und Lärm, den ich nicht einordnen konnte. Aber das war mir zu diesem Zeitpunkt gleich. Zurück am Tageslicht konnte ich meinen Sieg nicht so recht genießen. Denn mir war so, als wenn ich von den Rändern des Berges beobachtet wurde. Wie im Fieberwahn eilte ich die Strecke nach Marktfelden. Dort angekommen kühlte ich meine wunden Füße im Bach und meinen Verstand mit Bier. Ich war am Ziel angelangt und konnte mich doch nicht daran erfreuen. So hielt ich es für geboten, meinen Fund fürs Erste zu verstecken, falls ich schnell fliehen musste oder mir etwas zustoßen sollte.

Mysteriöser Brief 6 

Gut gemacht! Du bist meinem Pfad gelehrig gefolgt und hast die Rätsel gelöst. Damit bist du würdig mein Vermächtnis anzutreten. Nun musst du das Artefakt noch aktivieren.

 

 

Nurianische Bergleute verschwunden

Artikel aus dem Falkenhainer Boten, 1017

Erst vor wenigen Monden erhielt Aurel aus Demstett eine Genehmigung des Falkenhainer
Barons Navarre, in den südlichen Bergen nach Silber zu schürfen. Aurel konnte es wohl in den
vergangenen Jahren im heligonischen Darian mit Schutzdiensten zu einigem Wohlstand bringen, so dass er aus eigener Tasche erfahrene Bergleute aus Nurian anheuerte. Von Anfang an stand das riskante Unternehmen unter keinem guten Stern. Zum einen wurde in den südlichen Bergen bisher noch kein Silber gefunden, zum anderen meiden die ansässigen Marktfelder das Gebiet. Es heißt, in der dunklen Schattenklamm hausen böse Berggeister. Wohl deshalb holte sich Aurel für dieses aberwitzige Abenteuer unerschrockene Arbeitskräfte aus dem südlichen Nurian.
Vor einer Woche machte sich eine Magd aus Marktfelden auf, um in vier Wegstunden die Bergmänner mit Brot, Bier und Pökelfleisch zu versorgen. Doch als sie in der Schattenklamm ankam, fand sie ein verlassenes Lager vor. Alles sah so aus, als wenn die Männer bald wieder kommen würden. Aber selbst nach geraumer Zeit kam niemand. Noch viel beängstigender war die Grabesstille, welche von diesem Ort ausging; kein Gehämmer, kein Klopfen. Nicht einmal die Grubenesel waren auszumachen. Nur ein schwarzes gähnendes Grubenloch im Leib des Berges. So machte sich die verängstige Maid mit ihren Waren zurück zum Gehöft. Doch bis zum heutigen Tag, war kein Marktfeldener tollkühn genug um in diesen dunklen Schlund der Schattenklamm hinabzusteigen.